Nullarbor – Trayning
07.03. – 12.03.2024
Nach Ceduna regnet es etwas, wir sehen links und rechts der Strasse Gebiete, die unter Wasser stehen. Es kommen uns immer mehr Road Trains entgegen.
Am Strassenrand sehen wir beide eine spezielle Hinweistafel. Bei beiden sickert nur langsam ins Gehirn, was wir gerade gesehen haben – aber dann beschliessen wir, dass wir diese Tafel unbedingt fotografieren müssen: Bis zum dem beworbenen Restaurant sind es von hier aus 395km!
Wir fahren auf sehr guten, geraden, aber nicht sehr breiten Strassen. Wenn uns ein Road-Train entgegenkommt (die fahren hier alle 100 – 110kmh) werden wir jedes Mal heftig durchgeschüttelt. Es hat mässig Verkehr und regnet immer wieder ein bisschen.
Nullarbor-Ebene oder -Wüste wir so bezeichnet, weil auf dieser weit ausgedehnten Karstwüste an der Grossen Australischen Bucht fast keine Bäume wachsen. Sie ist mit rund 200’000km2 das grösste Stück Kalkstein der Welt.
Hans möchte, dass ich entgegenkommende Road-Trains fotografiere – wir rechnen jeweils aus, wie viele Räder die langen Lastwagenzüge haben. Übrigens ist das, was bei uns ein Kuhfänger oder eine Bullbar ist, ist in Australien eine «Roo-Bar» also ein Kängurufänger.
Auf der Fahrt zum Mundrabilla Roadhouse, wo wir übernachten wollen, machen wir ein paar Fotostopps.
Noch einmal müssen wir unser Gemüse und die Früchte aufessen oder einkochen, in Eucla werden wir nach West Australien einfahren – auch hier dürfen keine Frischprodukte mitgenommen werden. Tatsächlich werden wir wieder kontrolliert. Ab Eucla sind unsere Uhren sehr verwirrt – es gibt hier verschiedene Zeitzonen, wie wir erfahren haben, sogar eine spezielle für etwa 400 Einwohner der Gegend. Nur das Navi kann mit dem Zeitdurcheinander umgehen. Es zeigt uns die aktuelle Zeit 9:38 h und die Ankunftszeit in Mundrabilla (nach 190km Fahrt) 9:51h!
Nach Mundrabilla fängt es an zu regnen – wir befahren die längste gerade Strecke in Australien – es sind 146 km. Hin und wieder ist die Fahrbahn speziell bemalt: Am Anfang und am Ende einer Strecke gibt es so etwas wie weisse Fussgängerstreifen – es sind die Landestrecken für Flugzeuge. Diese Strassenabschnitte werden in speziellen Fällen gesperrt, in erster Linie für die Flugzeuge der «Flying Doctors»
Je länger wir fahren, desto heftiger regnet es. Auf der Strecke von Caiguna nach Balladonia sehen wir einen Fussgänger ohne Gepäck, und zwischen Balladonia du Norseman einen Fahrradfahrer, dieser hat immerhin Gepäck dabei. An die beiden müssen wir später denken, als wir in Norseman an nächsten Morgen hören, dass die ganze Strecke zwischen Eucla und Norseman wegen Überflutungen gesperrt wurde. Wir haben es gerade noch geschafft, Norseman vorher zu erreichen. An diesem Tag sind wir 645 km gefahren, weil Hans aus dem Regenwetter raus wollte.
Nach Norseman besuchen wir eine alte Goldgräbersiedlung – davon ist nur noch wenig vorhanden, etwas Schrott und ein paar Grundmauern von Gebäuden.
Interessanter finden wir den Dundas Rock und die Steinkugeln dort. Es ist ein besonderer Ort der Aborigines. Der Fels darf betreten werden – wir finden die Stimmung auf dem Felsen ganz besonders friedlich, die Aussicht ist sehenswert.
An riesigen Getreidefeldern vorbei fahren wir nach Esperance. Dieser Ort bietet sehr viele voll besetzte Campinplätze und ist ein touristischer Hotspot. Uns gefällt es nicht besonders, deshalb fahren wir zu einem abgelegenen Platz in der Nähe von Munglinup. Unterwegs gibt es eine schöne Sicht über den Munglinup River und auf dem Platz wieder eine Pflanze, die wir noch nicht kennen: die Banksie
Auf dem Weg nach Hyden kommen wir an einer riesigen Nickelmine vorbei. Das will Hans natürlich sehen, so fahren wir bis vor den Eingang der Mine, wo wir eine Weile den unglaublich grossen Dumpern beim Vorbeifahren zuschauen.
In Hyden stellen wir uns auf den Campingplatz und schauen uns den speziell geformten Felsen an. Wir können auch auf den Fels steigen, von hier aus hat man eine sehr schöne Aussicht in die Gegend. Wir haben Glück, es sind nicht viele Menschen bei den Felsen, wir können sie fast allein bewundern.
Auf dem Campingplatz und im nahen Hotel versuchen wir, für unseren Feierabend ein Bier zu kaufen. Wir wissen hier noch nicht, dass dieser Einkauf unsere nächste Herausforderung wird – wir fahren über 660 km und brauchen fast vier Tage, bis wir einen Laden finden, wo man Bier kaufen kann. Von einem Dorf schicken sie uns ins nächste (nur 79km, wer fährt denn so weit für ein Bier?), aber dort ist der Laden dann auch schon oder immer noch, oder gerade für immer, geschlossen. Eine lustige Angelegenheit.
Auf geraden, gut unterhaltenen Strassen gelangen wir nach Trayning. An den Strassenrändern hat es immer wieder Schilder, die auf die mögliche Überflutung der Strasse hinweisen – ein paar Meter nach den Schildern hat es Messlatten am Strassenrand, an denen man den Wasserstand ablesen kann.
Trayning hat einen sehr schönen Stellplatz mit Strom, Küche, sauberen Duschen und Toiletten und einer Waschmaschine – direkt beim Schwimmbad. Leider ist das Schwimmbad geschlossen.
Wikipedia: Das Shire of Trayning ist ein lokales Verwaltungsgebiet im australischen Bundesstaat WA. Das Gebiet ist 1651km2 gross und hat etwa 350 Einwohner. Es liegt im «Weizengürtel», etwa 250 km nordöstlich der Hauptstadt Perth. Der Sitz des Shire Councils befindet sich in der Ortschaft Trayning, wo etwa 120 Einwohner leben.
Unvorstellbar für uns: Trayning verfügt über mehrere sehr gepflegte Anlagen: Schwimmbad, Campinplatz, Sportplatz, drei Tennisplätze, BMX Track, Skatepark, Kinderspielplatz, Bahnhof, Primarschule, und wenn ich das Foto richtig interpretiere sogar einen Speedway. Aber es gibt keinen Laden, in dem man ein Bier kaufen kann. Für Bier müsste man, gemäss Auskunft im einzigen Laden des Dorfes, nach Mukinbudin fahren (54km!) – dort habe es ein Pub, welches jedoch erst nach 17:00 Uhr öffne, aber manchmal auch geschlossen bleibe. Da sind Sport und Spass wirklich wichtiger als das Feierabendbier!
Wir erfahren, dass die australische Regierung diese Anlagen in abgelegenen Dörfern fördert, um nach Möglichkeit die Abwanderung in die Städte zu verhindern.