Kreuz und quer durch den Peloponnes
15. – 24. Oktober 2021
Bei der Wegfahrt vom Koroni Camp sind wir froh um unseren Allradantrieb, das erste Mal auf dieser Reise. Wegen des vielen Regens ist unser Lastwagen etwas eingesunken – in diesem Matsch drehen alle vier Räder durch – aber nur kurz, dann greifen die vorderen Räder und wir sind raus.
Von Koroni fahren wir über Petalidi nach Kalamata. Nach Kalamata betanken wir unseren Lastwagen. Ungewohnt ist für uns, dass Hans nicht einfach 2x bezahlen kann – der Angestellte der Tankstelle wartet mit gezücktem Einfüllstutzen geduldig, bis wir gewendet und von der anderen Seite an die gleiche Zapfsäule fahren, damit der den zweiten Tank füllen kann. Nach Kalamata fahren wir eine wunderschöne Strecke durch die Berge.
Die Häuser sehen hier schon aus wie steinerne Festungen. Bei Stavropigio, auf einer kleinen Ebene, wachsen Oliven auf einer Geröllhalde!
Wir überqueren einen Pass und erreichen schon bald unser nächstes Ziel, Camp Kalogria in Stoupa. Hier gibt es zwei schöne Strände und ein Dorf mit vielen Tavernen. Am nächsten Tag kann ich auf dem Camping eine Maschine Wäsche waschen.
Diese Wäsche beschert mir die Bekanntschaft mit einer älteren Holländerin, die zu Fuss unterwegs ist. Eine ihrer teuren Socken ist in der Maschine liegen geblieben. Nun wartet sie, ein Buch lesend, vor der Maschine auf die Socke. Sie erklärt mir, wie wichtig diese für sie ist. Ich kann das sehr gut verstehen. Wenn man mit so wenig Gepäck unterwegs ist wie sie, ist eine verlorene Socke eine kleinere Katastrophe. Sie erzählt mir von den vielen Wanderungen, die sie schon ganz allein mit Zelt und Kochgelegenheit unternommen hat. Bewundernswert! Ihr nächstes Ziel ist Jerusalem – nachdem sie die Strecke von Igoumenitsa auf den Peloponnes gewandert ist, wird sie den Winter zuhause in Holland verbringen. Im Mai 2022 wird sie weiterwandern – durch Zypern und Jordanien.
Hans hat in der Zwischenzeit einen Supermarkt gefunden und Bekanntschaft mit einer Schildkröte gemacht.
Schildkröte am Wegrand
In Stoupa verbringen wir einen weiteren Tag, legen uns am Strand in die Sonne und faulenzen.
Nachdem wir unsere Tanks entleert und befüllt haben, fahren wir weiter nach Kotronas.
Dabei nehmen wir den Weg der Küste entlang ans Ende von Mani. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich. Es gibt ein paar enge Dorfdurchfahrten, häufig ist die Strasse sehr schmal, es hat keinen Verkehr. Wir sind froh, in der Nebensaison unterwegs zu sein – alles ist ruhig und entspannt. Die Bauart der Häuser auf Mani ist sehr speziell, viele sehen aus wie Festungen mit Türmen. Landschaftlich ist es wunderschön und abwechslungsreich.
Den Stellplatz bei einem Fischrestaurant in Kotronas haben wir schon in Stoupa ausfindig gemacht. Der Campingplatzbetreiber hat uns das Restaurant empfohlen, nachdem wir ihn gefragt haben, ob er es kennt. In Kotronas angekommen, stellen wir fest, dass auch andere Leute diesen Platz gefunden haben. Auf diesem Stellplatz lernen wir wieder mehrere interessante Leute kennen: ein holländisches Paar, das mit 2 BMW-GS Adventures und Zelt von Alaska nach Ushuaia gereist ist. Auch durch Honduras und Brasilien sind sie gefahren. Ein deutsch-griechisches Paar, das in Deutschland lebt und immer wieder in Griechenland reist und einen richtig griechischen Griechen mit Wohnmobil und viel Freude am Leben. Wir beobachten, wie ein Fischkäufer einem Taucher der einen 9kg Fisch (und noch ein paar kleinere, aber auch grosse) harpuniert hat, die Fische abkauft und sie dann für den Verkauf präpariert. Die beiden Griechen fragen viel und erklären uns was gemacht wird.
Am Ende essen wir im Fischrestaurant, das leider gerade keine grösseren Fische im Angebot hat, Salat, small fishes und bifteki. Es passt, alles ist sehr gut. In den Bergen um Kotronas hören wir Geheul – wir wurden informiert, dass es sich dabei um eine neue Plage auf Mani handelt. Vom Balkan her sind Schakale eingewandert und heulen jetzt um die Häuser. Nachts ist es, abgesehen von zeitweisem Schakalgeheul, sehr ruhig.
Am nächsten Tag fahren wir nach Monemvasia. Nachdem wir schon gesehen haben, dass Oliven an steinigen Hängen wachsen können, sehen wir jetzt auch Kühe, die sich mit Steinen begnügen.
In der Gegend von Vasileios sind ganze Hügelzüge schwarz, hier hat ein grosses Feuer im Sommer viel zerstört.
Um die Stadt Gythio zu durchfahren, braucht man viel Geduld. Hier in den engen Stassen wird meistens doppelreihig oder sogar in drei Reihen geparkt. Entweder man kommt durch, es geht meist um Zentimeter, oder man wartet, bis das Gespräch beendet, der Einkauf getätigt oder der Kaffee ausgetrunken ist. Nach Gythio sehen wir das Wrack der Dimitrios an der Valtaki Bucht. Das Schiff ist am 23.12.1981 hier gestrandet und verrottet seither.
Vor Monemvasia fahren wir durch eine Gegend, in der sehr viele Zitruspflanzen angebaut werden. Demnächst ist Erntezeit!
In Monemvasia angekommen, stellen wir uns auf den Parkplatz zu den Wohnmobilen und gehen zu Fuss in das Dorf.
Vor Monemvasia
Es ist wunderschön und sehr eindrücklich. Wir verbringen viel Zeit in dem Dorf. Es ist schön, dass sich viele Leute dafür interessieren, die teilweise eingestürzten Bauten wieder zu restaurieren und zu bewohnen, wenn auch häufig nur als Feriendomizil. Hier wurden die Hotels optimal integriert, finden wir. Infos über Monemvasia findet man zum Beispiel hier: Geo-Monemvasia
Wir übernachten auf dem Stellplatz am Hafen von Monemvasia, wo wir weitere interessante Bekanntschaften machen.
Am 21. Oktober fahren wir nach Elliniko. In Sparta besuchen wir die antike Ausgrabungsstätte – wir sind vollkommen allein – nur einige Archäologen pinseln in der Arena an ein paar Steinen herum.
Die Anlage ist sehr eindrücklich! Auch die Statue von Leonidas gefällt uns – Hans will noch Fotos von ihm und unserem Lastwagen, was sich natürlich anstellen lässt, weil keine Touristen unterwegs sind.
Wir wollen die Louisos-Schlucht besuchen. In Elliniko übernachten wir ausserhalb des Dorfes bei einem alten Feuerwehr-MAN – wir essen im Dorf, wo es uns sehr gut gefällt. Am nächsten Tag fahren wir nur sieben Kilometer bis zum Wanderparkplatz der Louisios-Schlucht. Die Wanderung zum Prodromos Kloster ist sehr schön, das Kloster absolut sehenswert, es scheint am Felsen zu kleben.
Die Mönche sind freundlich und freuen sich über Besuche. Hans besucht das Klosterinnere und findet die Räume sehr gemütlich. Jeder ebene Platz vor dem Kloster wird als Garten genutzt. Es wachsen Salate, Kohl, Gewürze, Feigen und eine Sorte Blattgemüse das aussieht wie Cima di Rapa.
Klostergarten mit passendem Tor
Wieder zurück auf dem Wanderparkplatz kühlen wir unsere Füsse im Fluss.
Hans mit kalten Füssen
Wir übernachten dort und fahren am nächsten Tag nach Nafplio. Unterwegs besuchen wir die Arena von Megalopoli, wo wir wieder die einzigen Besucher sind.
Hier gibt es ausser uns nur noch ein paar Schweine, die nach Fressbarem graben. Die Anlage ist sensationell – wir geniessen die Ruhe und die Vorstellung, dass hier vor 3000 bereits Menschen gelebt haben. Auf dem Areal liegen Säulenreste wie auf Schweizer Wiesen die Siloballen.
In Nafplio stellen wir uns auf den riesigen Parkplatz am Hafen – was für ein Kontrast! Uns gefällt Nafplio sehr gut – Hans freut sich besonders an den schönen Schiffen im Hafen. Hier ankert im Moment die Maltese Falcon – soweit wir informiert sind, das weltweit einzige Schiff mit digital steuerbaren Segeln.
Man kann das Schiff chartern, allerdings muss man gut betucht sein. Preis pro Woche: €460’000.- bis €520’000.- es können 12 Passagiere mitsegeln.
Tags darauf fahren wir nach Mykene, hier ist viel los, die Touristen werden mit Bussen hergebracht. Die grosse Anlage auf dem Hügel ist sehenswert. Riesige Steine wurden zu Mauern zusammengefügt.
Die Aussicht ist sensationell. Am Schluss wollen wir noch das Museum besichtigen. Das ist allerdings nur möglich, wenn man sein Covid-Zertifikat vorweisen kann. Ich habe dummerweise mein Handy im Lastwagen liegen lassen. Hans sucht eine Weile auf seinem Handy und zeigt der Dame am Eingang sein Zertifikat zum zweiten Mal und meinen Ausweis dazu. Die Dame lässt sich nicht übers Ohr hauen, aber sie lässt mich mit einem Augenzwinkern ins Museum. Der Besuch lohnt sich wirklich. Es sind wunderschöne Töpfe, Tassen, Mörser, Krüge, Figurinen und auch schöner Schmuck zu sehen.
Am Nachmittag fahren wir zum Camping New Triton in Kallithea. Interessanterweise stehen auf diesem Camping gleich mehrere Schweizer Wohnmobile, obwohl er sehr klein ist.